Auf der Suche nach "Hundeschule München" zeigt Google aktuell 1.160.000 Ergebnisse an, bei "Hundetrainer München" sind es 2.630.000 Ergebnisse. Auch wenn ich nicht denke, dass es sich bei all diesen Ergebnissen tatsächlich um Hundeschulen und Hundetrainer*innen in und um München handelt –das wären dann doch ein bisschen viele für die rund 37.000 Hunde in München– wäre ich trotzdem komplett überfordert mit dem Angebot an Hundeschulen, die es in und um die Stadt herum gibt, da sich Angebot, Philosophie und Trainingsmethoden doch oft sehr ähnlich anhören.
Vorab: ich bin selber Hundetrainerin und leite meine eigene Hundeschule Hund & xund in München. Nichtsdestotrotz entspricht es meiner Überzeugung und Philosophie, dass es sich bei anderen Hundetrainer*innen nicht um Konkurrenten, sondern um Mitbewerber handelt und wir alle die Möglichkeit haben, zu co-existieren und sogar zu kooperieren. Hunde gibt es genug und ich war noch nie der Ellenbogentyp, im Gegenteil – wer mich kennt, weiß das. Ich freue mich immer, wenn ich Kunden an geschätzte Kolleg*innen weiter empfehlen kann, wenn ich keine Zeit oder das passende Angebot habe, ohne dabei Bauchschmerzen zu bekommen. Leider gibt es aufgrund der uneinheitlichen Ausbildungs- und Fortbildungslage in Deutschland doch starke Qualitätsunterschiede bei Hundeschulen und Hundetrainer*innen. Das hat oft gar nicht zwingend etwas mit der Trainingsmethode oder Philosophie zu tun, sondern etwas mit den tatsächlichen Fähigkeiten und dem Wissen, das ein/e Hundetrainer*in mitbringt und in die Praxis umsetzen kann. Aber wie findet man heraus, welche Hundeschule die richtige ist?
Nutze folgende Checkliste, um heraus zu finden, ob eine Hundeschule professionell, gewaltfrei und modern mit Mensch und Hund arbeitet. Zusätzlich zur Info auf der Website solltest Du ein Telefonat oder ein Erstgespräch ausmachen, um mehr heraus zu finden.
Hat die Hundeschule eine Erlaubnis nach dem Tierschutzgesetz?
Die Hundeschule hat eine offizielle Erlaubnis nach § 11 TSchG für das gewerbsmäßige Ausbilden von Hunden für Dritte oder das Anleiten der Ausbildung der Hunde durch den Tierhalter/die Tierhalterin. Ohne diese darf man in Deutschland keine Hundeschule gewerbsmäßig betreiben – ein Hinweis dazu sowie die zuständige Aufsichtsbehörde sollten auf der Website im Impressum vermerkt sein. Auf der Homepage solltest Du außerdem Informationen zur Ausbildung und zu regelmäßigen fachlichen Fortbildungen der Hundetrainer*innen finden.
Basiert das Training auf modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Lernverhalten von Hunden?
Das Training mit Mensch & Hund basiert auf Motivation, Belohnung und Freude und nicht auf Zwang und Unterordnung. Die Hundetrainer*innen arbeiten nicht nach eigens entwickelten "Methoden" (es gibt zum Tiertraining bereits genug wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse), sie sind keine Hundeflüsterer und erzählen Dir auch nichts von Rangordnung und autoritärer oder anti-autoritärer Erziehung.
Die Hundeschule arbeitet überwiegend über positive Verstärkung und Motivation des Hundes, behauptet allerdings nicht, ausschließlich über positive Verstärkung zu arbeiten – denn das ist so gut wie unmöglich. Die Hundetrainer*innen können Dir in ein paar einfachen Sätzen erklären, wie ein Hund lernt (Lerntheorie) und kennen die Begriffe positive und negative Verstärkung sowie positive und negative Strafe.
Die Hundetrainer*innen kennen die Nebenwirkungen von Angst-, Schmerz- oder Schreckreizen (= positive Strafe), wie etwa Fehlverknüpfungen und Angst und wissen, dass der Einsatz von positiver Strafe nur unter Laborbedingungen nachhaltig Wirkung auf das Verhalten vom Hund hätte. Ein/e gute/r Hundetrainer*in wird Dir aus den genannten Gründen von bewusst hinzugefügten unangenehmen Reizen, angefangen bei scheinbar harmlosem Schimpfen, Wasserspritzen oder leisem Zischen, dringend abraten und Dir stattdessen moderne, gewaltfreie Alternativen ohne Nebenwirkungen aufzeigen.
Arbeitet die Hundeschule individuell, kleinschrittig und bedürfnisorientiert?
Eine gute Hundeschule arbeitet mit Dir an der Ursache und nicht an Symptomen, stellt viele Fragen und erarbeitet im Einzeltraining mit Dir gemeinsam einen individuellen Management- und Trainingsplan für Deinen Hund. Der/die Hundetrainer*in zeigt Dir Positives sowie Potential oder Negatives im Miteinander mit Deinem Hund auf und erarbeitet mit Dir Strategien, eine Situation langfristig zu verbessern.
Die Gruppentrainings und Kurse werden in kleinen Gruppen gehalten, bis zu 6 Hunden. Es dürfen natürlich auch mal ein, zwei mehr sein, allerdings solltest Du stutzig werden, wenn 10 bis 20 Hunde in sogenannten Spielstunden oder Raufergruppen zum Hauptprogramm der Hundeschule gehören.
Übungen mit dem Hund werden Schritt für Schritt erklärt und aufgebaut, so dass Du sie gut alleine in Deinem Alltag umsetzen kannst. Die Hundeschule achtet auf eine gute Balance zwischen Action und Entspannung, zeigt Dir mögliche Stresssymptome bei Deinem Hund auf und gibt Dir Strategien an die Hand, diese zu lindern.
Im Training wird bedürfnisorientiert belohnt (welches Bedürfnis hat mein Hund in einem bestimmten Moment). Der Einsatz von Futter im Training wird dabei nicht gescheut, allerdings auch durchdacht und als eine von vielen Belohnungsmöglichkeiten eingesetzt. Futter ist und bleibt ein Grundbedürfnis beim Hund und lässt sich hervorragend im Training einsetzen, so dass ein Hund schnell und fehlerfrei lernen kann. Futter wird im Laufe des Trainingsfortschrittes nach und nach abgebaut und als variable Belohnung (Ab-und-zu Belohnung) eingesetzt. Auch das kann Dir ein/e gut/e Hundetrainer*in erklären.
Der/Die Hundetrainer*innen kann Dir die Körpersprache des Hundes erklären, also: wie sehen Körperhaltung und einzelne Körperteile Deines Hundes im Falle von Aggression, Angst, Spiel, Stress oder deeskalierendem Verhalten (Beschwichtigung) aus. Er/sie weiß: hinter jedem Verhalten Deines Hundes steckt eine Emotion, die man anhand von Körpersprache erkennen und gegebenenfalls verändern kann oder muss, damit das Training erfolgreich ist.
Arbeitet die Hundeschule professionell, transparent und effizient?
Spätestens nach 3-4 Wochen kontinuierlichen Trainings solltest Du erste, wenn auch kleine, Fortschritte im Training und somit im Verhalten Deines Hundes bemerken – vorausgesetzt natürlich, Du hältst Dich an den vorgegebenen Trainingsplan.
Hundetraining kann schnell gehen, wenn effizient trainiert wird und der Hund unter guten Lernbedingungen arbeitet – bleibe aber kritisch, wenn Dir eine Hundeschule verspricht, dass ein Problem von heute auf morgen gelöst ist. Verhaltensweisen haben sich im Regelfall über einen längeren Zeitraum gemeinsam mit der dahinter liegenden Emotion gefestigt, können also nicht so einfach gelöscht werden. Falls es doch so wirkt, stelle Dir folgende Fragen: wie fühlt sich mein Hund, was sehe ich an seiner Körpersprache? Ist er gehemmt, hat er Angst? Oder ist seine Körpersprache positiv und entspannt? Ist das Problem wirklich langfristig gelöst?
Eine gute Hundeschule oder Trainer*in erklärt Dir transparent, warum er was und wie trainiert und warum er Dir einen bestimmten Trainingsweg empfiehlt, ist aber auch so professionell, Dir mitzuteilen, wenn er/sie mal an Grenzen stößt oder etwas nicht weiß. Er/Sie erkundigt sich gerne im professionellem Netzwerk nach Lösungen und gibt gegebenenfalls auch mal an Kollegen ab.
Hellhörig solltest Du werden, wenn Erklärungen für unerwünschtes Verhalten mit Begriffen wie Dominanz, Rangordnung, Chef und Rudelführer in Verbindung gebracht wird. Hierbei handelt es sich um lang veraltete, längst widerlegte Theorien, die leider immer noch die Runde in der Hundewelt machen. Eine gute Hundeschule weiß: Verhalten muss man sich immer in einem bestimmten Kontext anschauen und an den Situationen arbeiten und nicht mit einem Label wie "Dominanz" abstempeln. Du kannst Dir Fragen wie diese stellen: gibt es einen Zusammenhang von Leinenpöbeln mit dem Couchkuscheln zu Hause? Welchen konkret? Ist er logisch oder handelt es sich dabei vielleicht um ein Label? Label bringen Euch im Training niemals weiter!
Fühlst Du Dich wohl?
Last but not least: die Chemie zwischen Dir und dem/der Hundetrainer*in muss stimmen! Du fühlst Dich gut betreut, das Gespräch findet auf Augenhöhe statt und Deine Fragen werden beantwortet. Außerdem verhalten sich die Trainer*innen freundlich und respektvoll gegenüber Deinem Hund. Nur wenn es Dir Spaß macht, in die Hundeschule zu gehen, nur wenn Ihr offen und ehrlich miteinander kommunizieren und auch mal lachen könnt und auch Dein Hund Freude hat wirst Du langfristige Erfolge im Training und Miteinander mit Deinem Hund haben.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du die richtige Hundeschule für Dich findest!
Alles Liebe,
Deine Lina
Comments